Buchhandlung Herder

Suche

Du bist so alt, wie du dich denkstOverlay E-Book Reader

Du bist so alt, wie du dich denkst

Warum positive Glaubenssätze beeinflussen, wie lange und gut wir leben - Wie Ageismus unserer Gesellschaft schadet | Rebecca Levy

E-Book
2023 Mosaik; William Morrow, 2022
352 Seiten; ca. 5 s/w Illustrationen
ISBN: 978-3-641-27138-1

Rezension verfassen

€ 16,99

in den Warenkorb
  • EPUB sofort downloaden
    Downloads sind nur in Österreich möglich!
  • Als Hardcover erhältlich
Kurztext / Annotation
Die Lebenserwartung um sieben Jahre steigern dank der Forschung von Yale-Professorin Becca Levy!
Vergesslichkeit, Schwäche, Verfall - Attribute, die wir in unserer Gesellschaft mit allen Mitteln bekämpfen. Seien es Anti-Aging-Cremes, Werbung für Schönheitschirurgen oder Pflegeheime und die infantilisierende Ansprache älterer Menschen mit 'Senioren-Menüs' analog zum Kinderteller: Wir versuchen krampfhaft nicht alt zu wirken und wenn Menschen älter werden, sie nicht mehr als aktiven Teil unserer Gesellschaft zu betrachten. Becca Levy, Yale-Professorin für Psychologie und Epidemiologie, hat erforscht, welche Auswirkungen Altersbilder und Stereotype auf unsere Lebensdauer haben. Und es ist eigentlich ganz einfach: Wenn wir positiv übers Älter werden denken und dies kulturell verankern, steigt auch unsere Lebenserwartung. Das beste Beispiel ist Japan: Dort sind ältere Menschen fester Bestandteil der Gesellschaft und das Alter wird zelebriert - Japaner haben die höchste Lebenserwartung weltweit.

Becca Levy zeigt, wie wir Ageismus entgegen wirken können, Stereotype demontieren und durch eine positive Sicht auf das Alter länger, gesünder und zufriedener leben.

Dr. Becca Levy ist Professorin für Psychologie, Epidemiologie und Vorsitzende der Fakultät für Gesundheitswesen, Sozial- und Verhaltensforschung an der renommierten Yale Universität. In ihrer Forschung legt sie den Schwerpunkt auf individuelle psychosoziale Faktoren, die die Lebensdauer der Menschen beeinflussen - sowohl positiv als auch negativ. Becca Levy ist Expertin für Ageismus und altersbedingte Diskriminierung und berät als solche die amerikanische Regierung, Gerichte und die WHO.



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1

Die Bilder in unseren Köpfen

Jeden Herbst bitte ich meine Studenten an der Yale University zu Beginn meines Kurses über Altern und Gesundheit an einen alten Menschen zu denken und die ersten fünf Wörter oder Floskeln zu notieren, die ihnen zu der oder dem Betreffenden einfallen. Es kann eine Person aus dem wirklichen Leben sein oder jemand, den sie sich ausgedacht haben. »Denken Sie nicht zu lange nach«, sage ich immer, »es gibt keine richtigen oder falschen Antworten. Schreiben Sie einfach die Assoziationen auf, die Ihnen in den Kopf kommen.«

Probieren Sie es an dieser Stelle auch einmal. Denken Sie an die ersten fünf Wörter, die Ihnen beim Gedanken an einen alten Menschen in den Sinn kommen. Schreiben Sie sie auf.

Wenn Sie damit fertig sind, schauen Sie sich die Liste an. Wie viele davon sind positiv, wie viele negativ?

Wenn Sie so veranlagt sind wie die meisten Menschen, stehen die Chancen gut, dass Ihre Liste mindestens einige negative Einträge enthält. Nehmen Sie die Antwort von Ron, einem neunundsiebzigjährigen Geigenbauer aus der Nähe von Boston: »Senil, langsam, schlecht gelaunt, dickköpfig.« Und nun dagegen die Antwort einer zweiundachtzigjährigen Frau namens Biyu aus China, die befragt wurde, als sie bei ihrem früheren Arbeitgeber, einer Bleistiftfabrik, ihren Rentenscheck abholte: »Weise, liebt die Peking-Oper, liest ihren Enkeln vor, läuft viel, freundlich.«

Diese beiden so gegensätzlichen Ansichten spiegeln das ungeheure Spektrum an Altersbildern, die in den verschiedenen Kulturen vorherrschen - Bilder, die Einfluss darauf haben, wie wir uns unseren älteren Angehörigen gegenüber verhalten, unsere Lebensräume gestalten, die Gesundheitsfürsorge organisieren und unser Gemeinwesen gestalten. In letzter Konsequenz bestimmen diese Bilder, wie alte Menschen sich selbst sehen, und auch, wie gut sie hören, sich erinnern und wie lange sie leben.

Den meisten Menschen ist nicht klar, dass sie eine vorgefasste Meinung über das Altwerden hegen, dennoch tut es jeder, wo auch immer er zu Hause ist. Unglücklicherweise sind die meisten der vorherrschenden kulturellen Altersbilder heutzutage negativ.1 Indem wir diese Überzeugungen untersuchen, ihren Ursprüngen nachgehen und herausfinden, wie sie wirken, schaffen wir uns die Basis, nicht nur das Narrativ des Altwerdens zu verändern, sondern selbst die Art und Weise, wie wir altern.

Was sind Altersbilder?

Altersbilder sind mentale Gefüge, die abbilden, was wir von älteren Menschen aufgrund ihres Alters erwarten. Diese mentalen Zuschreibungen, zu denen oft Bilder in unseren Köpfen gehören, werden aktiviert, wenn wir Angehörige der fraglichen Altersgruppe wahrnehmen.

Wenn ich übrigens von »älteren Menschen« spreche, meine ich in der Regel jemanden, der mindestens in seinen Fünfzigern ist, aber es gibt hier wirklich kein festes Altersfenster. Wie »alt« wir uns fühlen, hängt nicht so sehr von der tatsächlichen Anzahl an Jahren ab, die wir auf dem Buckel haben, sondern vielmehr von kulturellen Auslösern, wie dem Anspruch auf »Seniorenermäßigungen« oder dem Zwang, in Rente zu gehen. Es gibt tatsächlich keinen einzigen biologischen Marker, der anzeigt, wann jemand alt geworden ist, das heißt, Alter ist ein fließendes gesellschaftliches Konstrukt. Das ist einer der Gründe dafür, dass Altersbilder samt den mit ihnen verknüpften Erwartungen so machtvoll sind: Sie definieren, wie wir unsere späten Jahre erleben.

Erwartungen sind in vielerlei Situationen höchst nützlich. Wenn wir auf eine geschlossene Tür zulaufen, können wir aufgrund früherer Erfahrungen davon ausgehen, dass sie entweder verschlossen oder aber unverschlossen ist. Wir müssen im Allgemeinen nicht damit rechnen, dass sie aus den Angeln fällt oder in Flammen aufgeht, wenn wir den Türgriff herunterdrücken. Wir können unserem Gehirn dankbar sein für diese Fähigkeit,