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Unabhängig. Vom Trinken und LoslassenOverlay E-Book Reader

Unabhängig. Vom Trinken und Loslassen

Abstinenz als feministisches Empowerment – Ein autobiografisches Plädoyer für die Klarheit | Eva Biringer

E-Book
2022 Harpercollins
Auflage: 1. Auflage
352 Seiten
ISBN: 978-3-365-00017-5

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Kurztext / Annotation

»Es ist eine gute Zeit für den Feminismus. Es ist auch eine gute Zeit fürs Nüchternsein.«

Warum wir trinken, und warum wir es lassen sollten - ein autobiografisches Plädoyer für die Klarheit

Seit Jahren geht der Alkoholkonsum hierzulande zurück, doch bei einer Gruppe steigt er: Bei jener der gebildeten, gut situierten Frauen ab 30. Seltsam, oder? Sind das nicht jene Frauen, die trotz Fünfzigstundenwoche noch Zeit für Sport finden, ihre Ernährung überwachen und Achtsamkeit zum Lebensmotto erkoren haben? Ja, genau die machen sich nach einem harten Arbeitstag als erstes eine Flasche Wein auf. Nicht wenige trinken sie leer.

Eva Biringer gehörte jahrelang dazu. Sie trank zur Entspannung und Belohnung, um abzuschalten, sich zu trösten, zu kompensieren und zu funktionieren - um Erwartungen gerecht zu werden und um vieles nicht spüren zu müssen. Mehr als einmal wachte sie morgens ohne Erinnerung auf.

Anhand ihrer eigenen Geschichte möchte sie sensibilisieren: Für die Gründe, die immer mehr Frauen viel zu oft zur Flasche greifen lassen und für eine Gesellschaft, die nicht sehen will, was sie dazu treibt. Mit messerscharfem Verstand seziert sie ihr eigenes Suchtverhalten - eines, das in uns allen steckt - beleuchtet Literatur, Studien und Statistiken rund um das Thema Alkohol und erzählt, warum es sich lohnt, sich für ein Leben in Klarheit zu entscheiden.

»Alkohol betäubt und beraubt uns unserer natürlichen Gefühle und verstärkt zugleich andere Emotionen, allen voran Angst und Depression. Wir trinken, um Unangenehmes zu vergessen, gleichzeitig aber auch, um überhaupt etwas zu spüren. Es gab Zeiten, in denen ich nur weinen konnte, wenn ich betrunken war. Verkatert schämte ich mich dafür umso mehr, das Klischee der leidenden Frau so musterschülerinnenmäßig erfüllt zu haben. Ich nahm es mit Humor und einem sarkastischen Facebook-Post.«



Eva Biringer, geboren 1989 in Albstadt-Ebingen, hat Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft in Berlin und Wien studiert. Angefangen zu schreiben hat sie als Theaterkritikerin für nachtkritik.de und Die Welt. Sie war Redakteurin bei Zeit Online, danach freie Autorin. Heute schreibt sie unter anderem für Die Welt am Sonntag, Der Standard, Tagesspiegel, Zeit Online, Die Welt und Berliner Zeitung über Stil- und Kulturthemen. Sie lebt in Wien und Berlin.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

»Hier sind die Fragen, die wir uns stellen müssen: Ist Alkohol das Steroid der modernen Frau geworden, das es ihr erlaubt, dieses schwere Dasein in einer unendlich komplexen Welt zu stemmen? Ist er das Ventil, das Frauen brauchen, am Beginn einer sozialen Revolution? Wie viel davon ist Marketing und wie viel davon das Bedürfnis, sich zu betäuben?«

Ann Dowsett Johnston, Drink. The Deadly Relationship between Women and Alcohol 2

Schon seit Jahren geht der Alkoholkonsum in Deutschland zurück. Von 15,1 Liter im Jahr 1980 auf weniger als 11 Liter im Jahr 2018. 3 Der Konsum Jugendlicher ist sogar auf einem historisch niedrigen Stand, fast 40 Prozent haben noch nie welchen getrunken. 4 Bei einer Gruppe jedoch steigt er: den emanzipierten Frauen. Jenen Frauen, die trotz Fünfzigstundenwoche noch Zeit für Pilates finden, morgens vor der Arbeit laufen gehen und sich anschließend einen 6-Euro-Ingwershot gönnen. Frauen, die beim Abendessen auf Kohlenhydrate verzichten und niemals den Geburtstag einer Freundin vergessen. Wenn sie Single sind, dann nicht der Bridget-Jones-, sondern Carry-Bradshaw-Typ, glamourös, sophisticated, im Besitz eines Fitnessstudiojahresabos und begehbaren Kleiderschranks oder wenigstens genug Schuhen, um einen zu füllen. Wenn sie Mutter sind, haben sie spätestens ein halbes Jahr nach der Geburt ihren Körper wieder in Form gebracht. Detox ist für sie genau wie Bio eine Lebenseinstellung. Diese Frauen also riskieren Tag für Tag den Verlust ihres schönen, gesunden Körpers, weil sie die von der WHO empfohlene Alkoholmenge um ein Vielfaches übersteigen. Sie nehmen billigend in Kauf, dass Alkohol für rund zweihundert Krankheiten verantwortlich ist und das Brustkrebsrisiko vervierfacht. Sie arrangieren sich mit Depressionen, Stimmungsschwankungen und Angstzuständen, weil sie nun mal ein bisschen kompliziert sind, obwohl erwiesen ist, dass Alkohol diese mehr pusht als jeder Ingwershot. Sie gehen Beziehungen ein, die ihnen nicht guttun, und setzen sich Gefahren aus, die sie nicht mal ihren schlimmsten Feinden zumuten würden. Sie fallen hin, dämmern weg und fragen sich am nächsten Morgen, wie das schon wieder passieren konnte. Sie sind bereit, vieles zu ändern, aber nicht diese eine Sache. Stattdessen trinken sie einfach weiter. Einer über hundert Jahre umfassenden Studie der University of New South Wales zufolge wurde der Unterschied im Alkoholkonsum zwischen den Geschlechtern mit jedem Jahrzehnt geringer. »Alkoholkonsum und die daraus folgenden Störungen wurden historisch immer als männliches Phänomen aufgefasst«, so der Suchtforscher Tim Slade. »Das ist eine veraltete Sicht. Mittlerweile sollten besonders die jungen Frauen als Zielgruppe gesehen werden. Gerade in den Jahrgängen ab 1980 und besonders ab 1990 zeigte sich, dass Frauen fast so oft zum Rausch neigen wie Männer und - da sie weniger vertragen - fast ebenso häufig von alkoholbedingten Schäden betroffen sind. Was 'problematisches Trinkverhalten' angeht, liegt das Verhältnis zwischen Männern und Frauen für die Jahrgänge 1991 bis 2000 bei 1,2 zu 1.« 5 Die Autorin Holly Whitaker formuliert es so: »Die Zukunft ist weiblich, der Wein ist pink, in den Yogakursen wird Bier ausgeschenkt, und die Todesrate steigt.« 6 In ihrem Heimatland USA stirbt jede zehnte Frau einen im Zusammenhang mit Alkohol stehenden Tod. Überall auf der Welt trinken Frauen gegen ihre Zweifel an und gegen unmöglich zu erfüllende Erwartungen. 2015 zählten in Deutschland 14 Prozent zu den sogenannten Risikotrinkerinnen. 7 Bei jenen mit ho