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Der Herrgott hat gelachtOverlay E-Book Reader

Der Herrgott hat gelacht

Mein Leben mit Hip-Hop und Kloster | Sandesh Manuel

E-Book
2022 Kösel-verlag
176 Seiten
ISBN: 978-3-641-27990-5

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Kurztext / Annotation
»Der rappende Franziskaner«
Franziskanerkutte, Cap, Rap - Pater Sandesh Manuel bricht mit vielen Klischees und begeistert Menschen gerade auf diese unkonventionelle Art für den Glauben an Jesus Christus.

Sein Medium dafür ist YouTube, jeden Freitag geht ein neuer Song online. Als studierter Musiker begnügt er sich nicht damit, das Wort Gottes online zu predigen, sondern verpackt seine Botschaft in Raps.

Freude und Liebe weitergeben, das Besondere im Einfachen entdecken, den Menschen nahbar begegnen - diesen Prinzipien, denen sich auch schon Franz von Assisi verpflichtet fühlte, verleiht der junge Pater Ohrwurm-Qualität. Mit seinen Songs belehrt er nicht, sondern unterhält. Das Risiko, damit in konservativen Kirchenkreisen anzuecken, geht er bewusst ein. Für Pater Sandesh hat die Kirche nur dann Zukunft, wenn sie neue Wege findet, besonders auf junge Menschen zuzugehen. Das tut er mit großer Offenheit und viel Selbstironie.

Sandesh Manuel, geb. 1980, trat mit 17 Jahren in den Franziskanerorden ein. Der Wunsch, im Orden zu bleiben, entwickelte sich bei ihm erst im Kloster.

Seit 2013 lebt Pater Sandesh Manuel in einem Franziskanerkloster in Wien und studiert dort Jazz und Pop. Um Kontakt zu seinen Freunden und Mitbrüdern in Indien zu halten, fing er an, YouTube-Videos einzusingen. Seine Fan-Gemeinde wuchs dabei über seinen direkten Bekanntenkreis hinaus. Der Durchbruch gelang ihm mit seinem Lied über Kärnten. Mit diesem Lied ist er in Österreich zum absoluten YouTube-Star geworden.

Er selbst bezeichnet sich als Musiker, Maler und YouTuber, dessen größtes Glück es ist, Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Inzwischen hat Pater Manuel über 35.000 YouTube-Abonnenten.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Vom Baby zum jungen Mann

Mein Leben begann vor gut 40 Jahren, geboren wurde ich am 4. Januar 1980 in Bengaluru in Indien. Etwaige Klischees sind auch hier fehl am Platz: Wir waren keine zehnköpfige Großfamilie, in der meine Mutter den ganzen Tag am Herd stand und Chapati gebacken hat, um uns großzuziehen. Nein, ich komme aus einer ganz normalen Mittelstandsfamilie. Meine Mutter war Lehrerin, mein Vater war Staatsbeamter, ich habe nur eine Schwester, so wie die meisten Familien in Europa. Wir haben auch nicht in einer Hütte gewohnt, sondern in einem ganz gewöhnlichen Haus.

Zu der Zeit, als ich Kind war, ging es noch etwas »indischer« zu als heute: Das Haus war europäisch eingerichtet, wir hatten viele Möbel und ich habe ganz normal in einem Bett geschlafen, nicht in einer Hängematte. Wir hatten zwar einen Tisch und Stühle, aber zum Essen haben wir uns trotzdem auf den Boden gesetzt. Mittlerweile ist das alles ein bisschen anders, meine Nichte und mein Neffe sitzen beim Essen am Tisch. Über meine Familie, meine Kindheit und Jugend erzähle ich gerne, denn diese Phasen prägen uns im Leben. Als ich geboren wurde, hat meine Mutter gesagt, dass ich ein süßes kleines, dickes Baby war, dass alle völlig vernarrt in mich waren. Sie hat mich besonders geliebt, weil ich ihr Wunschkind war und noch dazu ihr erstes Kind. Aber nicht nur sie, sondern auch alle ihre Freundinnen hatten total ihr Herz an mich verloren. Später forderte ich die Menschen meiner Umgebung dann ein bisschen heraus, denn dann war ich nicht mehr dick, süß, lieb und einfach nur zum Knuddeln, sondern etwas aufmüpfig. Aber die Liebe ist natürlich geblieben.

Eine besondere Beziehung hatte ich immer zu meiner Schwester Subha und zu meinem Großvater, der, wie man sagen würde, ein richtiges Original war. Darüber werde ich später noch erzählen. Auf jeden Fall hat mich alles, was ich als Kind erlebt habe, sehr geprägt. Ich bin sehr behütet aufgewachsen, meine Eltern wollten immer das Beste für mich, ich war sozusagen ihr kleiner Prinz, die Schuhe immer glänzend herausgeputzt, die Haare immer geschniegelt und gestriegelt, alles wurde für mich gemacht, ich musste und durfte mich um nichts kümmern. Das hatte später auch Folgen in meinem Leben, aber als Kind habe ich es genossen, der kleine Prinz zu sein. Wir hatten sogar ein Hausmädchen, es war nicht irgendein armes Mädchen aus den Slums, sondern eine entfernte Verwandte, die bei uns gearbeitet hat. Auch sie hat mich geprägt, wenn auch in negativer Art und Weise ...

Wie gesagt, meine Kindheit war behütet, und auch geprägt von gewissen Ritualen: Entscheidend war zunächst, dass meine Eltern beruflich eigentlich den ganzen Tag unterwegs waren. Darum gab es zwei Fixpunkte im Tagesablauf bei uns, das Frühstück und das Abendessen. Es war meinen Eltern ganz wichtig, den Tag gemeinsam zu beginnen und ihn gemeinsam zu beenden. Meine Eltern wollten wenigstens zu diesen festen Terminen Zeit für uns haben, sie wollten, dass wir zusammen diese Zeit miteinander teilen. Uns Kindern hat das nicht immer so gut gefallen, denn wir hätten manchmal lieber Fernsehen geschaut, die Serien im Vorabendprogramm, die Kinder halt mögen, aber unser Leben war eben geprägt durch gewisse Rituale, und das, was die Eltern sagten, hat, zumindest als ich Kind war, auch noch gezählt.

Der Tag begann also mit dem Frühstück, das Frühstück schaut bei uns in Indien ein bisschen anders aus als hier in Wien: Keine Weißmehlsemmeln mit Butter, Honig und Marmelade oder ein gekochtes Ei. Bei uns wurde schon in der Früh richtig gekocht: verschiedene Gerichte aus Reis, Gemüse und Fleisch, dazu frisch gebackenes Brot - ein Geruch, der sich schon frühmorgens durchs ganze Haus ausbreitete. In der europäischen Küche kennt man das so nicht, zumindest nicht in Mitteleuropa, denn in keiner österreichischen, deutschen oder Schweizer Familie fängt ein Elternteil in der Früh an zu kochen. Bei uns in Indien ist