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EQUAL PAY NOW!

Endlich gleiches Gehalt für Frauen und Männer - Was wir jetzt tun können | Birte Meier

E-Book
2023 Goldmann Verlag
240 Seiten
ISBN: 978-3-641-30422-5

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Kurztext / Annotation
Schluss mit Lohndiskriminierung!
Der Preis für den kleinen Unterschied? Ein bis zwei Eigentumswohnungen. Oder einfach eine angstfreie, sichere Existenz. In Deutschland verdienen Frauen immer noch weniger als Männer, auch für die gleiche Arbeit. Viele kostet das im Laufe ihres Lebens mehrere hunderttausend Euro - und die Freiheit, ein Leben zu führen wie ein Mann: Frei von der Demütigung, die mit der Mindervergütung einhergeht. Fast nirgendwo sonst in Europa verdienen Frauen so viel weniger als Männer. Lohndiskriminierung kann alle Branchen betreffen, von der Bürokraft bis zur Professorin. Das Problem geht Millionen an. Hinter dem harmlosen Begriff »Gender Pay Gap« verbirgt sich der wohl größte Lohnraub in der Geschichte der Republik. Gleichzeitig waren die Chancen, die Lohnlücke zu verringern, nie größer als heute. Dank neuer Gerichtsurteile und Regelungen, die derzeit die EU und die Bundesregierung planen, sind Frauen zwar immer noch benachteiligt, aber nicht mehr hilflos. Die preisgekrönte Journalistin Birte Meier beschreibt, welche Erfahrungen sie und andere machten, die sich gegen ungleiche Bezahlung wehrten, wie die Bundesrepublik im internationalen Vergleich dasteht, und was die Politik nun unternehmen muss. Zudem zeigt das Buch auf, wie Frauen konkret gegen Lohndiskriminierung vorgehen können.

»Gleichberechtigung voranbringen, ohne Angst vor persönlichen Nachteilen - dafür steht Birte Meier. Ihr Buch macht Mut und ist ein Appell, unsere Stimme zu erheben.« - Prof. Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB)

»Scheut nicht die Konfrontation - wenn man sich seiner Leistung bewusst ist, muss man es wirklich durchziehen. So wichtig, dass es dieses Buch gibt!« - Regina Halmich, ehemalige Box-Weltmeisterin

»Ein starkes Buch über einen wichtigen Kampf. Lesebefehl, gerade für Männer.« - Daniel Drepper, Vorsitzender der Journalist*innen-Vereinigung Netzwerk Recherche

Birte Meier ist Chefreporterin Investigativ bei RTL NEWS. Zuvor arbeitete sie viele Jahre als Redakteurin für die ZDF-Sendung »Frontal21«. Für ihre Recherchen erhielt sie den Deutschen Wirtschaftsfilmpreis, den Umweltmedienpreis und den Friedrich-Vogel-Preis für Wirtschaftsjournalismus. Als Fellow am Thomas-Mann-Haus in Los Angeles erforschte sie, was Deutschland in puncto Equal Pay von Kalifornien lernen kann. Ihre Klage gegen das ZDF auf gleichen Lohn machte sie über journalistische Kreise hinaus bekannt.



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Die nackte Wahrheit

Nie hätte ich gedacht, dass eine simple Zahl mich so unfassbar wütend machen könnte.

Es ist kurz vor Weihnachten 2014, die Redaktion des ZDF-Politikmagazins, für das ich lange arbeite, trifft sich in einer rustikalen Berliner Kneipe im Prenzlauer Berg zum Fest. Die vorhergehenden Betriebsfeiern verlaufen eher trüb. Der einstige Redaktionsleiter äußert, Frauen hätten im politischen Journalismus nichts zu suchen.28 In einem Film, mit dem ihn die Redaktion zu seiner anstehenden Pensionierung satirisch-humorvoll verabschiedet, sagt er in die Kamera: »Frauen und Magazine - schwierig, ganz schwierig. Denen fehlt eben einfach die Härte. Die meisten haben ohnehin nicht gedient, die sind nicht wirklich auf Konfrontation aus. Die interessieren sich dann halt doch immer mehr so fürs Soziale.« Vor Gericht wird das ZDF später vortragen lassen, die Äußerungen habe die Redaktionsleiterin »gescriptet«.29

Eine Kollegin steht am Holztresen, neben ihr der kürzlich pensionierte Redaktionsleiter. Wer in einem solchen Team als vergleichsweise junge Redakteurin arbeitet, droht ganz unten in der Hackordnung zu landen. Da ist ein Kräftemessen mit dem ehemaligen Chef genau der richtige Move, um die Hierarchie zu klären, denkt sich wohl die Kollegin. Sie reißen einige Witze rund um sein Steckenpferd Bundeswehr. Dann fordert sie den Alten zu einer Runde Wodka auf. Er schlägt ein. Der Anfang ist gemacht.

Bald geben sich auch die aktuellen Chef*innen großzügig. Schon lange hege ich den Verdacht, als Frau schlechter bezahlt zu werden. Beschäftigt werde ich als eine von vielen sogenannten »fest-freien Mitarbeiter*innen«: Häufig eingesetzt wie Festangestellte, bekommen sie ein monatliches Fixgehalt, sind jedoch formal als freie Mitarbeiter*innen beschäftigt. Als der Sender einige Jahre zuvor einen neuen Tarifvertrag für langjährige Fest-Freie einführt, hat er mich - als einzige Frau unter neun vergleichbar Beschäftigten - schlechter einsortiert als die acht Männer.30 Erst soll ich in eine schlechtere Vergütungsgruppe rutschen, dann wird es »nur« eine niedrigere Stufe.31 Begründet wird das unter anderem mit der längeren Betriebszugehörigkeit der Kollegen. Doch schon bald gibt es Gerüchte, dass noch ein weiterer Mann, nennen wir ihn Peter, mehr verdiene. Peter ist einige Jahre jünger als ich und wechselte eindeutig nach mir ins ZDF.32

Ich nutze also die Gunst der feucht-fröhlichen Stunde - denn nüchtern habe ich den offiziellen Weg schon ausgeschöpft und Gleichstellungsbeauftragte, Chefredakteur und Personalrat erfolglos bemüht. Nach einigen Runden Wodka weiß ich: Peter verdient damals mehrere Hundert Euro im Monat mehr als ich. Und sehr viele Hundert Euro mehr als die Lieblingskollegin. Dabei hatte die kurz vor ihm beim Sender angefangen, bei gleich langer Berufserfahrung und ähnlicher Ausbildung - und vorheriger mehrjähriger Tätigkeit für ein ARD-Politikmagazin.

Mit einem Schlag ist klar: Die Gründe, die mir der Sender für meinen niedrigeren Verdienst mitgeteilt hat, können nicht zutreffen.

Neben Peter verdienen mindestens zwei weitere Kollegen mehr als ich. Dabei müssten sie nach der mir mitgeteilten Logik eigentlich weniger verdienen, auch wenn sie, wie Peter, in einem anderen Tarifvertrag für Fest-Freie beschäftigt sind. Denn sie kommen Jahre nach mir ins ZDF und verfügen über weniger einschlägige Berufserfahrung.33 Einer von ihnen arbeitet mir für eine Dokumentation zu. Immerhin verdient ein Dritter, der ein Jahr später in der Redaktion starten wird, nicht auch noch mehr. Zwischen dem Berufsanfänger und mir liegen 18 Jahre Berufserfahrung und nur einige wenige Hundert Euro im Monat.

Es sieht ganz so aus, als ob ich jahrelang falsch informiert, w