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Weltgeschichte der Flüsse

Wie mächtige Ströme Reiche schufen, Kulturen zerstörten und unsere Zivilisation prägen | Laurence C. Smith

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2022 Siedler Verlag; Little, Brown Spark
448 Seiten; mit zahlreichen Abbildungen und Farbbildteil
ISBN: 978-3-641-22867-5

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Kurztext / Annotation
Wie die großen Flüsse die menschliche Zivilisation geprägt haben
Flüsse haben, mehr als jede Straße oder Technologie, den Lauf unserer Zivilisation geprägt. Sie haben Entdeckern neue Wege eröffnet, sie bilden und überwinden Grenzen, ermöglichen Handel, stellen Energie bereit und ernähren Millionen. Die meisten Großstädte wurden an Ufern von Flüssen gegründet. Auch wenn ihr Lauf heute meist eingehegt ist, bleiben die Ströme in Zeiten von Klimawandel und Wasserknappheit eine machtvolle globale Kraft: Ihre weitverzweigten Arterien spenden Leben, können aber ebenso alles zerstören, was ihnen im Weg ist. In seiner glänzend geschriebenen Weltgeschichte der großen Flüsse seit der Antike lenkt der Umwelt- und Geowissenschaftler Laurence Smith erstmals unseren Blick auf eine gemeinhin unterschätzte kulturbildende Naturkraft.

Der Amerikaner Laurence C. Smith ist Professor für Geographie sowie Earth and Space Sciences an der University of California in Los Angeles (UCLA). Der bereits mit mehreren Preisen, u.a. dem renommierten Guggenheim Award, ausgezeichnete Wissenschaftler beriet die US-Regierung in Fragen des Klimawandels und lieferte bedeutende Teile des 4. Uno-Weltklimaberichts 2007. Für »Die Welt im Jahr 2050« hat er 2011 den Walter P. Kistler Book Award gewonnen und wurde 2012 zum World Economic Forum nach Davos eingeladen.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Einleitung

Mit den ersten Regenfällen hat sich die Welt für immer verändert.

Wahrscheinlich hätten sie schon rund 100 Millionen Jahre früher eingesetzt, wenn es keinen Zusammenstoß mit einem anderen Planeten gegeben hätte, der ungefähr so groß wie Mars war. Der Zusammenprall ereignete sich mit solcher Wucht, dass unsere junge Erde in Feuer eingehüllt wurde und zum größten Teil schmolz. Ein riesiges Stück wurde abgeschert und entwickelte sich höchstwahrscheinlich zu unserem Mond. Auf der Oberfläche des zertrümmerten Planeten schäumte und wütete ein Ozean aus Magma.

Dann begann sich die urzeitliche Oberfläche abzukühlen. Eine Kruste aus eisenreichem Gestein härtete auf dem Magmameer der Erde aus. Es bildete sich auch eine leichtere Kruste, die wie Schlacke in einem Schmelzofen schwamm. Geringe Mengen an Zirkonen, die man heute am besten aufgrund ihrer Verwendung als kostengünstige Edelsteine kennt, begannen auszukristallisieren. Spurenhafte Überbleibsel davon lassen sich immer noch im Urgestein von Australien, Kanada und Grönland finden.

Die Zirkone Australiens wurden bis auf 4,4 Milliarden Jahre in die Vergangenheit zurückdatiert. Das bedeutet, dass die Kontinentalkruste sich auf der Erde viel früher zu bilden begann, als man zuvor gedacht hatte, möglicherweise schon 200 Millionen Jahre nachdem unser Planet vor etwa 4,6 Milliarden Jahren erstmals aus einer wirbelnden Scheibe aus kosmischem Staub und Gas erstarrte. Die chemische Zusammensetzung dieser Kristalle sagt uns, dass zumindest schon Spurenmengen von flüssigem Wasser vorhanden waren, und zwar trotz des äußerst starken Vulkanismus auf der Erde und der Flammenhölle, die durch ihren Zusammenstoß mit dem anderen jungen Planeten verursacht wurde. Wie Minizeitmaschinen bieten Zirkone einen Einblick in die frühesten Zeitalter der Erde, in das Hadaikum (benannt nach Hades, dem griechischen Gott der Unterwelt) und das Archaikum (abgeleitet von dem griechischen Wort arch_, was »Ursprung« bedeutet). Anhand ihrer Chemie haben wir erfahren, dass das anfängliche Magmameer unserer Welt sich rasch abkühlte und dass schon bald darauf Kontinente und Wasser folgten.

Vor etwa vier Milliarden Jahren, wenn nicht schon früher, begann Regen vom jungen Himmel zu fallen. Wasser sammelte sich in Seen an und sickerte in den Boden. Wasser floss über Land in Rinnsale, Bäche, Flüsse und weiter zu den Meeren, die sich gerade erst anfüllten. Wasser verdampfte in die giftige Luft, schlug sich in Wolken nieder und regnete wieder ab, um den Kreislauf zu schließen. Das Wasser begann, die noch junge, dicker werdende Kontinentalkruste auszuwaschen, und eröffnete damit einen ewigen Krieg gegen die Kontinente.

Nach und nach bauten die Regenfälle das Hochland ab und füllten das Tiefland auf. Sie lösten Gestein auf und lockerten Mineralien. Sie ließen Berge verwittern und stießen den Schutt talwärts. Rinnsale fanden einander, schlossen sich zusammen und wurden stärker. Sie verbanden sich immer wieder miteinander, bis Millionen von ihnen sich zu einer mächtigen Kraft vereinten - den Flüssen.

Die Flüsse hatten eine einzige Aufgabe: alles talwärts zu bewegen. Hinunter zum Meer.

Während tektonische Zusammenstöße Berge errichteten, verbündeten sich Wasser und Schwerkraft, um sie abzuschleifen. Während die Kontinentalplatten neue Meere aufrissen, bemühten sich die Flüsse, sie aufzufüllen. Schlammgetrübt vereinigten sich ihre Gewässer wie Wurzeln zu einem Stamm. Geröll stieß und rollte die Flusszweige zu ihrem Bestimmungsort hinunter.

Am Ende ihres Laufs erstarben die Flüsse in Meeren und Seen. Erschöpft entluden sie ihre Ablagerungen und verdampften wie Geister, stiegen in die Höhe zum Hochland zurück, um erneut anzugreifen, abzuflachen, wegzutragen und abzuladen. Berge sind zwar zäh, aber selbst der mächtigste Gipfel ist dazu verdammt, diesem unermüdlichen Feind zu erliegen. Der Wasserkreislau